Sozialorganisationen fordern Verbesserungen für Menschen in „helfenden“ Berufen
Für bessere Rahmenbedingungen für ihre Beschäftigten sind am Dienstagabend (15.09.2020) rund 50 Führungskräfte von Einrichtungen der Behindertenhilfe, des Gesundheitswesens und der Pflege in Würzburg auf die Straße gegangen. Die stille Kundgebung auf dem Unteren Markt war der Auftakt einer wöchentlichen Demonstrationsreihe unter dem Motto „Dienst-Tag für Menschen“: Jeden Dienstag um 17 Uhr werden Beschäftigte aus den teilnehmenden Organisationen aus den Regionen Würzburg und Main-Rhön eine halbe Stunde lang für ihre Forderungen auf die Straße gehen.
Eine zentrale Forderung der Demonstrierenden lautet: „Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen, nicht die Ökonomie.“ Gemeint ist damit zum Beispiel, dass Gesundheits- und Sozialleistungen nicht mit dem Ziel der Gewinnmaximierung und Ausschüttung von Dividenden erfolgen sollen. Wird ein Überschuss erwirtschaftet, muss dieser den behinderten Menschen, den Patientinnen und Patienten oder Seniorinnen und Senioren zugutekommen und darf nicht die Kasse von Aktionären füllen.
Zudem setzt sich das Bündnis, dem sich bislang rund 20 (frei-)gemeinnützige und öffentlich-rechtliche Organisationen mit mehr als 30.000 Mitarbeitenden angeschlossen haben, für eine flächendeckende, adäquate tarifliche Bezahlung aller Beschäftigen ein. Dabei hat es nicht nur die Pflegeberufe im Blick: Es geht auch um eine spürbare Aufwertung und Entlastung in den medizinischen, therapeutischen, pädagogischen und Verwaltungsberufen in der sozialen Sparte.
„Wir als Arbeitgeber haben das größte Interesse daran, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Bedingungen am Arbeitsplatz haben – egal an welcher Stelle – denn sie alle setzen sich für die Menschen in unseren Einrichtungen mit großem Engagement ein “, unterstreichen Annette Noffz (Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist), Walter Herberth (Stiftung Juliusspital Würzburg) und Johannes Spielmann (Blindeninstitutsstiftung). Sie haben die Aktion „Dienst-Tag für Menschen“ ins Leben gerufen.
„Wir können das aber leider nicht aus eigener Kraft sicherstellen, sondern sind darauf angewiesen, dass uns die zuständigen Kostenträger, also staatliche Stellen sowie Pflege- und Krankenkassen, mehr Ressourcen zur Verfügung stellen, um unseren Beschäftigten bessere Bedingungen gewähren zu können,“ führen die drei Initiatoren weiter aus. Deshalb richten sich die Forderungen an Politik und Gesellschaft zugleich. Nur wenn wir alle bereit sind, mehr für Behindertenhilfe, Gesundheitswesen und Pflege auszugeben, kann sich dauerhaft etwas zum Guten verändern. Dass dies dringend notwendig ist, hat die Corona-Krise überdeutlich gemacht.
Die nächste Demonstration findet am kommenden Dienstag in der Juliuspromenade statt: Dann sind vor allem die Beschäftigten selbst aufgerufen, ein Zeichen zu setzen. „Wir möchten auch erreichen, dass unser Beruf wieder besser angesehen wird“, so Markus Pfannes, Pflegekraft im Seniorenstift des Juliusspitals Würzburg.