Seit 15. September 2020 demonstrieren Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen, der Pflege und der Behindertenhilfe jeden Dienstag um 17 Uhr in der Würzburger Innenstadt. Unter dem Motto „Dienst-Tag für Menschen“ fordern sie bessere Rahmenbedingungen für sich und ihre Kolleginnen und Kollegen in helfenden Berufen. Dafür erhalten sie inzwischen auch viel Rückhalt aus der Politik und der Gesellschaft. So wird sich Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm an der heutigen Demonstration (01.12., 17 Uhr) in der Juliuspromenade beteiligen.
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Neben der früheren Präsidentin des Bayerischen Landtags Barbara Stamm signalisierten weitere Politikerinnen und Politiker Gesprächs- und Unterstützungsbereitschaft: Gespräche fanden bereits mit der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml sowie den Landtagsabgeordneten Barbara Becker und Volkmar Halbleib statt. Der Demonstration am 8. Dezember wird sich die Würzburger Sozialreferentin Dr. Hülya Düber anschließen. In der Woche darauf wird die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina mit den Beschäftigten auf die Straße gehen.
Gesellschaftliches Umdenken und Wertewandel notwendig
Das Bündnis „Dienst-Tag für Menschen“, dem sich mehr als 20 (frei-)gemeinnützige und öffentlich-rechtliche Organisationen aus Würzburg und der Umgebung mit über 30.000 Beschäftigten angeschlossen haben, geht es um weit mehr als eine bessere Bezahlung, kürzere Arbeitszeiten oder weniger bürokratische Hürden.
Es geht darum, ein Umdenken in der Gesellschaft und einen grundlegenden Wertewandel anzustoßen: Die Arbeit mit und im Dienste für alte, kranke und behinderte Menschen muss uns allen (wieder) mehr wert sein. Nur so lässt sich ein zentrales Zukunftsproblem unserer Gesellschaft lösen und die Herausforderungen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels langfristig bewältigen.
Für dieses gesamtgesellschaftliche Anliegen will das Bündnis nicht nur unterschiedliche Parteien, sondern auch die Kirchen, die Arbeitgebervertretungen, die Kostenträger und die Gewerkschaften gewinnen. Dass es auf allen Ebenen großen Redebedarf gibt, zeigte unter anderem ein Gespräch zwischen Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Gewerkschaftsbund Kreisbüro Würzburg und des „Dienst-Tag“-Bündnisses.
Austausch mit dem DGB Kreisbüro Würzburg
Übereinstimmung bestand darin, sich gerade jetzt in der Corona-Krise für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark zu machen, die Tag für Tag ihre wertvolle Arbeitsleistung für kranke, alte und behinderte Menschen einbringen. Unterschiede stellten die Gesprächspartner in dem einen oder anderen konkreten Aspekt der Forderungen fest.
Auf die Kritik des DGB, dass nicht alle Mitglieder im „Dienst-Tag“-Bündnis nach Tarif zahlten, entgegneten Annette Noffz (Stiftung Bürgerspital z. Hl. Geist), Sonja Schwab (Caritasverband für die Diözese Würzburg e. V.), Walter Herberth (Stiftung Juliusspital Würzburg) und Johannes Spielmann (Blindeninstitutsstiftung): „Wir können nicht für alle Mitglieder unseres Bündnisses sprechen, halten es aber für durchaus legitim, sich im Interesse der Beschäftigten dafür einzusetzen, dass der Gesetzgeber eine verbindliche tarifliche Bindung für alle in der Sozial- und Gesundheitsbranche festlegt.“ Wenn es gemeinnützigen Trägern momentan nicht möglich sei, sich an Tarifverträge zu binden, dann liege es an der unzureichenden Refinanzierung durch die Kostenträger für bestimmte Sozial- und Gesundheitsleistungen.
Gespräche auch mit dem Arbeitgeberverband
Deshalb wolle das „Dienst-Tag“-Bündnis gerade dort, bei den Kostenträgern, das Bewusstsein erhöhen, dass sich etwas ändern muss. So fand bereits ein intensiver Austausch mit der Geschäftsführerin des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Bayern statt. Weitere Gespräche sind geplant.
„Damit sich wirklich etwas zum Guten verändert, damit wir zukunftsfähige Lösungen für unser Gesundheits- und Pflegesystem erreichen können, braucht es einen langen Atem“, wissen die Initiatoren des „Dienst-Tag“-Bündnisses. „Dafür gehen wir auch weiterhin jeden Dienstag um 17 Uhr auf die Straße.“